TLZ Jena, 7. September 2015

Kunst-Aktion „GartenStücke“ brachte am Wochenende Jenaer zum Diskutieren

Da blieben viele Jenaer erstaunt stehen. Auf der Grünfläche am Löbdergraben, nahe des Bürgerservice-Zentrums prangte ein Bauplakat: „Das Blaue Haus – Lückenschließung der historischen Stadtmauer – hochwertiger Neubau zur integrativen Unterbringung von Flüchtlingen“ war darauf zu lesen.

Die Passanten konnten es kaum fassen. Das Haus passe nicht an diese Stelle und noch dazu in diesem schrecklichen Blau. Wer hat sich das bloß ausgedacht?

Ausgedacht hatten es sich die Künstler Oliver Grunert und Felix Ruffert – als Provokation, Anregung, Impuls. Sie nahmen an der Kunst-Aktion „GartenStücke“ teil, die vom Verein „Glashaus im Paradies“ zum sechsten Mal in Jena veranstaltet wurde. Das Projekt „GartenStücke“ gibt es bereits seit dem Jahr 2004. Es widmet sich vernachlässigten Flächen der Stadt, die wenig Beachtung finden.

Künstlern, Architekten und Kreativköpfen wird bei dieser Aktion ein Teil der Fläche zur Verfügung gestellt, um diese mit temporären Kunststücken neu zu beleben. „Auf der Grünfläche am Löbdergraben stehen bereits seit vielen Jahren Holzskulpturen, die teilweise auch schon sehr angegriffen sind. Sie fallen kaum auf, und die Menschen schenken dem Ort kaum Beachtung, deshalb haben wir uns für diese Fläche entschieden“, sagt Armin Huber von der Galerie Huber & Treff, als Mitorganisator der Veranstaltung.

26 Teilnehmer beteiligten sich, sie kamen unter anderem aus Jena, Eisenach, Halle und Weimar. Passend zum Romantikerjahr stand das Projekt diesmal unter dem Titel „Auf der Suche nach den blauen Gärten“. „Blau ist die Farbe, der Romantik – das Symbol für die romantische Sehnsucht“, sagt Huber. So erklärt sich auch das Transparent, welches ein „Blaues Haus“ als Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt präsentiert. „Die Flüchtlinge tragen ja auch eine große Sehnsucht in sich – nach Frieden“, sagt Nadine Rall vom Romantikerhaus, das sich ander Aktion ebenfalls beteiligte.

Im Romantikerhaus wurden Arbeiten der Jenaplanschüler ausgestellt, die sich mit dem Thema Romantik auseinandersetzen. Die Schüler „packten“ ihre Vorstellung von Romantik in Schuhkartons. So waren Landschaften im Mondschein und auch die blaue Blume der Romantik in den Kartons zu sehen.

„Das Besondere an den ‚Gartenstücken‘ ist, dass die Menschen, die sich die Kunst hier ansehen, kaum Berührungsängste haben, es ist eine freie und leichte Atmosphäre – ganz anders als in einer Galerie“, sagt Armin Huber. „Wir wollen die Leute zum Nachdenken und zum Diskutieren bringen.“

Heute, am Montag, ist auf der Freifläche wieder alles wie gewohnt. Die temporären Kunstwerke sind verschwunden. Was bleibt, ist der gesetzte Impuls und ein Katalog, der in den kommenden drei Wochen entstehen soll und alle „GartenStücke“ noch einmal vorstellen wird.

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Jenapolis, 5. September 2015

Das Projekt „GartenStücke“ zwischen Romantiker- und Platanenhaus aktuell in Jena

In diesem Jahr der Romantik soll den Bewohnern und Besuchern der Stadt Jena die weitreichende Bedeutung dieser geistigen Strömung verdeutlicht werden. So vielseitig die Begründer der Romantik gedacht, gearbeitet, gedichtet und gelebt haben, so abwechslungsreich werden die Veranstaltungen sein.WERBUNG

Ob das Novalisfest im Jenaer Paradies, das Brunnenfest im Romantikerhaus oder Lichtkünstler an mehreren Orten der Stadt die Romantische Bewegungen in Jena würdigen – bunt, abwechslungsreich und spannend soll es werden.

Das Projekt „GartenStücke“, welches in den vergangenen Jahren stets vernachlässigte Orte im Stadtgefüge gesucht hat und diese für kurze Zeit beleben und differenzierter wahrnehmen wollte, will auch im Zeichen der Romantik Akzente setzen.

Unter dem Thema „Blaue Gärten“ wird eine Reihe von Gartenstücken zwischen dem Romantikerhaus und der Freifläche am Platanenhaus entstehen.

Warum die Farbe Blau als Leitidee? In der Romantik und deren Dichtung versinnbildlichte „Blau“ die Erfüllung von Sehnsüchten – aber auch für das Finden des eigenen Glücks und der Suche des Sinn des Lebens hatte diese Farbe eine große Bedeutung. Als Symbol dessen stand die blaue Blume, u.a. verwendet in der Literatur von Novalis. Ebenso in der bildenden Kunst, dem Bauwesen, der Religion und nicht zuletzt in der Politik spielt „Blau“ eine besondere Rolle.

Der Gartengestalter Karl Förster schrieb als Vorwort im Buch „Blauer Schatz der Gärten“: „Es ist um die blaue Farbe in Natur-, Kunst- und Gartenblumenreichen eine wundersame Sache. Die ganze schöne Erdenwelt mit Himmel und Meer, Bergferne und Gewässer ist zumeist in Blau getaucht, soweit sich nicht in den kühlen Zonen Nebel und Bewölke zur Wehr setzen, um das große Wechselspiele von Dur und Moll zu treiben.“

Romantisch oder Modern, die Vielfalt der Interpretationen sowie ein freier Geist sollen fließen. Die Fantasie der Teilnehmer mit ihrer Ausdrucksweise der Arbeiten sind Sinnbild gärtnerischer und künstlerischer Belebung dieses Stückes Jenaer Innenstadt.

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Jenapolis, 5. September 2015

Gartenstücke 2015 - Das Blaue Haus in Jena –  Projekt zur integrativen Unterbringung von Flüchtlingen in Jenas Zentrum

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter,

bestimmt ist Ihnen bekannt, dass im Romantikjahr vom 04. – 06.09. das Kunstprojektes „GartenStücke“ stattfindet, bei dem u. a. die Freifläche neben dem Platanenhaus Ort des Geschehens ist. Unter dem Titel „Auf der Suche nach den blauen Gärten“ wird dieser vernachlässigte Ort unserer Stadt für kurze Zeit belebt und dabei für eine differenziertere Wahrnehmung geöffnet.

Weil wir finden, dass zu jedem blauen Garten auch ein ebensolches Haus gehört, haben wir als unseren Projektbeitrag das Blaue Haus skizziert: Das in der Romantik und deren Dichtung versinnbildlichte „Blau“ stand für die Erfüllung von Sehnsüchten aber auch für das Finden des eigenen Glücks. Dieses Thema ist auch das  Leitmotiv unseres Blauen Hauses. Gerade in jüngster Zeit wird uns wieder bewusst, wie fern für viele Menschen das kleine Glück eines sicheren Zuhauses ist. Daher haben wir das Blaue Haus zur integrativen Unterbringung von Flüchtlingen konzipiert.

Es wäre schön, wenn wir im Rahmen des Kunstprojektes einen öffentlichen Diskurs über die Möglichkeit der Realisierung des Blauen Hauses an diesem Ort in der Mitte Jenas initiieren könnten.

Trotzdem, wir  möchten mehr! Wir möchten Sie, Herr Oberbürgermeister unter Einbeziehung der in der Stadt agierenden Organisationen im Bereich Flüchtlingshilfe bitten zu prüfen, ob unser skizziertes fiktives Blaues Haus nicht Wirklichkeit werden könnte und damit auch einen unscheinbaren Ort im Zentrum Jenas wieder mit Leben füllen könnte.

Wir begrüßen es sehr, dass Jena große Anstrengungen unternimmt, seinen Beitrag zur städtischen Integration von Flüchtlingen zu leisten. Wir sind uns im Klaren, dass kurzfristig auch Containerstandorte und Massenunterkünfte notwendig sein werden. Aber es wäre doch wunderbar, wenn Jena trotz eigenem angespannten Wohnungsmarkt auch hier als offene und moderne Stadt unter Beteiligung von Land und Bund ein Zeichen setzten könnte und direkt im Zentrum der ThürGUSVO folgend das Blaue Haus als Bleibe für in Not flüchtende Menschen errichten könnte. Das Blaue Haus gäbe Sicherheit und Unterstützung auf dem Weg zum Finden des eigenen Glücks.

Gerne stehen wir Ihnen zu einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Das Blaue Haus & Söhne GmbH i. G.